Mit­ten ins Herz gefragt mit Gabrie­le Faber-Wiener

Steh zu dei­nen Wer­ten!
War­um geleb­te Wer­te nicht nur Mitarbeiter:innen zufrie­den machen, son­dern auch Unter­neh­men Gewinn bringen

 

Wer sich mit Ethik im nach­hal­ti­gen Busi­ness beschäf­ti­gen möch­te, kommt an Gabi Faber-Wie­ner nicht vor­bei. Ich ken­ne und schät­ze die Bran­chen­kol­le­gin seit lan­gem. Wir haben bei­de aus Kom­mu­ni­ka­ti­ons­per­spek­ti­ve erlebt, wie das The­ma Nach­hal­tig­keit zum Mega­trend wur­de und sind mit­ten im Gesche­hen, wo die Trans­for­ma­ti­on jetzt steht und wohin sie gehen wird. Ich habe sie um ihre ehr­li­che Mei­nung gebe­ten und mit­ten ins Herz gefragt.

 
Fra­ge: Nach­hal­tig­keit erlebt der­zeit ja wie­der ein­mal unsi­che­re Zei­ten. Wie gehst du beruf­lich damit um? Was brau­chen Orga­ni­sa­tio­nen jetzt?

Ich bin jetzt seit über 35 Jah­ren beruf­lich aktiv. Ich war in vie­len Posi­tio­nen und Orga­ni­sa­ti­ons­for­men und gebe seit über 20 Jah­ren mein Wis­sen als Bera­te­rin und Leh­ren­de wei­ter. Eine Erfah­rung zieht sich dabei durch: Egal wo man arbei­tet, ob in einer NGO oder in einem gewinn­ori­en­tier­ten Unter­neh­men, ob in einer Uni oder einem Minis­te­ri­um: Erfolg­reich sind die­je­ni­gen, die es schaf­fen, ihre Wer­te nicht nur nach außen zu tra­gen, son­dern sie auch nach innen zu leben.

Doch was heißt das wirk­lich? „Wer­te leben“ klingt so abs­trakt und wird ja auch dau­ernd im Mar­ke­ting ver­wen­det. Oft sind die geschrie­be­nen Wer­te wirk­lich nicht mehr als hoh­le Phra­sen. War­um ist das so? Weil sie zumeist nicht mit Maß­nah­men hin­ter­legt wer­den, weil sie nicht expli­zit gemacht wer­den, weil man oft nicht nach­denkt und schon gar nicht dar­über spricht, was sie in der Pra­xis bedeuten.

Da geht ganz viel ver­lo­ren, denn Wer­te sind das Fun­da­ment einer jeden Orga­ni­sa­ti­on, sie sind der Kleb­stoff, der alle zusam­men­hält. Und je stär­ker sich die Wer­te der Mitarbeiter:innen mit denen des Unter­neh­mens decken, des­to stär­ker hält die­ser Kle­ber. Das heißt natür­lich: Je grö­ßer ein Unter­neh­men, des­to schwie­ri­ger ist das, des­to unter­schied­li­cher sind oft die Wel­ten, des­to wich­ti­ger ist so ein Prozess.

Dar­um bedeu­tet Mut zu Emo­tio­nen im Job an ers­ter Stel­le: Steh zu dei­nen Wer­ten! Wenn du von etwas über­zeugt bist, argu­men­tie­re es durch, ver­ste­cke dich nicht hin­ter der schein­ba­ren Ratio­na­li­tät der Busi­ness-Welt! Tust du das nicht, gibst du dei­ne Über­zeu­gun­gen an der Büro­tür ab, dann zer­reißt dich das auf Dau­er, denn dann musst du de fac­to ein ande­rer Mensch sein, sobald du das Büro betrittst.

Dar­um bedeu­tet „Wer­te leben“, sich dem Dis­kurs stel­len, sich mit den Wer­ten aus­ein­an­der­set­zen, Ent­schei­dun­gen zu hin­ter­fra­gen und nicht alles hin­zu­neh­men. Für die Füh­rung bedeu­tet es, ich muss offen sein gegen­über die­ser Chall­enge, ich muss mich auf Dia­log und Dis­kurs ein­las­sen. Das ist müh­sam, aber letzt­lich ist genau die­se Refle­xi­on prak­ti­zier­te Ethik und muss in jedem Unter­neh­men, in jeder Orga­ni­sa­ti­on Platz haben.

Genau des­halb fan­gen wir alle Pro­zes­se mit einer Ana­ly­se der Wer­te an, um her­aus­zu­fin­den, wo es aus­ein­an­der­klafft. Gelingt so ein Wer­te­pro­zess, ist die Offen­heit dafür da, dann gelingt auch alles ande­re, dann ist die bes­te Basis gege­ben, dass das Unter­neh­men und die Orga­ni­sa­ti­on für die Zukunft – und für die zukünf­ti­gen Mitarbeiter:innen – bes­tens auf­ge­stellt ist.

Also: Nur Mut zu Emo­tio­nen – aber nicht unre­flek­tiert. Denn die Kraft der Ethik ist das Argument!

Hon​.Prof. (FH) Gabrie­le Faber-Wie­ner, MBA
Geschäfts­füh­re­rin ZEITEN.WENDER GmbH
Grün­de­rin Cen­ter for Respon­si­ble Manage­ment
Jury­vor­sit­zen­de TRIGOS

Bild­nach­weis: Gabrie­le Faber-Wiener

Sharing is caring!

Nach oben scrollen